Tiktok besiegelt Einstieg von Investoren und sichert Verbleib in den USA
Die Videoplattform Tiktok hat den Einstieg einer Reihe von Investoren besiegelt, um in den USA aktiv bleiben zu können: Das Unternehmen sowie der chinesische Mutterkonzern Bytedance hätten eine Vereinbarung zur Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet, erklärte Tiktok-Chef Shou Chew in einem internen Schreiben an die Belegschaft, das der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vorlag. Mit an Bord sind demnach die US-Unternehmen Oracle und Silver Lake sowie MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der Softwarekonzern Oracle, die Investmentfirma Silver Lake und der staatliche Investor MGX aus Abu Dhabi halten den Angaben nach jeweils 15 Prozent an dem Joint Venture. Oracle-Gründer Larry Ellison ist ein langjähriger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. Knapp über 30 Prozent der Tiktok-US-Anteile gehen an Tochtergesellschaften bestehender Bytedance-Investoren; der chinesische Konzern selbst behält knapp 20 Prozent.
Das ist das Maximum, das Bytedance unter einem Gesetz von Trumps Vorgänger Joe Biden erlaubt ist. Es zwingt Bytedance dazu, das US-Geschäft von Tiktok zu verkaufen, um einen Ausschluss von den App-Stores zu vermeiden. Washington begründete dies mit nationalen Sicherheitsinteressen. Befürchtet wurde chinesische Propaganda auf Tiktok oder ein Ausspähen von US-Nutzern.
"Das US-Joint-Venture wird für den Datenschutz, die Algorithmus-Sicherheit, die Moderation von Inhalten und die Software-Sicherheit in den USA verantwortlich sein", erklärte Chew. "Es wird außerdem das ausschließliche Recht und die Befugnis haben, die Sicherheit von Inhalten, Software und Daten für amerikanische Nutzer zu gewährleisten." Das Geschäft soll bis zum 22. Januar abgeschlossen werden.
Tiktok ist insbesondere bei jungen Menschen beliebt und hat in den USA etwa 170 Millionen Nutzer. In seiner ersten Amtszeit war auch Trump gegen Tiktok vorgegangen. Das Netzwerk spielte dann aber im Wahlkampf, der in seiner erneuten Wahl zum Präsidenten mündete, eine wichtige Rolle. Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Trump die Bytedance gesetzte Frist zum Verkauf von Tiktok mehrfach verlängert, um mit China über eine einvernehmliche Lösung zu verhandeln.
Im September hatte das Weiße Haus eine Grundsatzeinigung mit Peking verkündet, die den Anforderungen des US-Gesetzes entspreche. Damals nannte Trump bereits ausdrücklich Oracle-Gründer Ellison, einen der reichsten Männer der Welt, als wichtigen Akteur der Vereinbarung. Ellison war zuletzt durch seine Geschäfte mit Trump wieder ins Rampenlicht gerückt. Der Milliardär ist zunehmend im Mediengeschäft aktiv.
Wenn er könnte, würde er Tiktok der Kontrolle seiner Maga-Bewegung (Macht Amerika wieder großartig) unterstellen, sagte Trump im September. Dies werde aber "leider nicht funktionieren". Stattdessen werde "jede Gruppe, jede Philosophie, jede Politik sehr fair behandelt werden".
K.Schneider--BVZ