Frankreichs Justizminister vergleicht Drogenbanden mit Terror-Bedrohung
Frankreichs Justizminister Gérald Darmanin hat die Bedrohung seines Landes durch Drogenbanden mit der durch Terrorismus verglichen. "Es ist eine tödliche Gefahr, die mindestens ebenso schlimm ist wie die des Terrorismus", sagte Darmanin am Donnerstag in Marseille, eine Woche nach der Ermordung des Bruders eines Anti-Drogen-Aktivisten. "Es ist ein sehr harter Kampf gegen eine Verbrecherorganisation, die fünf bis sechs Milliarden Euro in bar umsetzt", sagte er.
"Wir müssen sehr viel mehr tun", räumte er ein. Dabei stellte er zusätzliches Justizpersonal für Marseille in Aussicht, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Die Chefs der Drogenbanden seien entweder inhaftiert oder im Ausland, sagte Darmanin. Es sei dringend nötig, den Gebrauch von Mobiltelefonen in Gefängnissen zu verhindern, sagte der Justizminister. "Wenn jemand aus dem Gefängnis heraus einen Mord in Auftrag geben kann, dann nutzt die Arbeit der Polizei wenig", erklärte er.
Darmanin und Innenminister Laurent Nuñez trafen am Nachmittag mit den Angehörigen des getöteten 22-Jährigen zusammen. "Es war ein Verbrechen, das Angst machen sollte und das auch auf den Staat zielt", sagte Nuñez. Er appellierte an die Verantwortung der Gelegenheitskonsumenten von Drogen. "Sie sind mitverantwortlich für den Drogenhandel und die damit verbundenen Verbrechen", sagte er.
"Die Täter hatten es auf mich abgesehen, aber ich stand unter Polizeischutz - und mein kleiner Bruder nicht", sagte Amine Kessaci am Donnerstag dem Sender France Info.
Nach Angaben von Staatsanwältin Laure Beccuau zählen die Verantwortlichen für die Tat zu hochrangigen Vertretern der Organisierten Kriminalität. Der Getötete sei weder selbst in den Drogenhandel involviert noch ein Zufallsopfer gewesen.
Die Täter hatten in der vergangenen Woche am frühen Nachmittag mitten im Stadtzentrum den 20 Jahre alten Mehdi Kessaci von einem Motorroller aus erschossen. Sein Bruder Amine Kessaci hat sich dem Kampf gegen die Drogenkriminalität verschrieben.
Der Fall hatte in Frankreich die Debatte über den Kampf gegen die Drogenbanden erneut angefacht. In Marseille waren im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg 2023 knapp 50 Menschen getötet worden, unter ihnen mehrere Unbeteiligte. Im laufenden Jahr waren es nach einer AFP-Zählung bislang 14 Todesopfer im Großraum Marseille.
A.G.Meier--BVZ