

Zahl der Toten nach Flutkatastrophe in Texas auf mehr als 80 gestiegen
Nach der Flutkatastrophe im US-Bundesstaat Texas ist die Zahl der Toten auf mehr als 80 gestiegen. Am schlimmsten betroffen ist der Landkreis Kerr, wo nach Angaben der Behörden bis Sonntagabend 68 Tote geborgen wurden, darunter 28 Kinder. Einsatzkräfte und Freiwillige suchten noch nach mindestens 41 Vermissten, darunter zehn Mädchen aus einem Sommerlager. US-Präsident Donald Trump warf der Vorgängerregierung angebliche Versäumnisse im Katastrophenmanagement vor. Der US-Wetterdienst warnte vor weiteren Sturzfluten.
In Texas war in der Nacht zum Freitag nach heftigen Regenfällen der Wasserstand des Flusses Guadalupe meterhoch angestiegen. Am Ufer hatten am US-Nationalfeiertag und dem darauffolgenden Wochenende viele Menschen gecampt. Das Wasser überschwemmte auch die Hütten eines christlichen Ferienlagers: Zahlreiche Kinder wurden von den Fluten mitgerissen, zehn Mädchen galten am Sonntag offiziell noch als vermisst.
Neben den 68 Toten in Kerr nordwestlich von San Antonio wurden in drei angrenzenden Landkreisen 13 weitere Leichen geborgen. Die Behörden befürchten, dass die Opferzahl noch weiter ansteigen wird. An der Suche waren am Sonntag hunderte Rettungskräfte und 17 Helikopter beteiligt.
Auch Freiwillige suchten mit Booten auf dem Wasser und an den Flussufern nach Toten und Überlebenden. Einer der Helfer berichtete, er habe eines der Mädchen aus dem Sommerlager tot in einem Baum gefunden. "Wir möchten den Angehörigen dabei helfen abzuschließen", sagte er. "Deswegen sind wir hier."
Der stellvertretende Gouverneur von Texas, Dan Patrick, berichtete im Sender Fox News von einer Ferienlager-Betreuerin, die das Fenster einer Hütte einschlug, damit die Mädchen ins Freie gelangen und um ihr Leben schwimmen konnten: "Diese kleinen Mädchen sind zehn oder 15 Minuten geschwommen. In der Dunkelheit, dem rauschenden Wasser und auf sie zutreibenden Baumstämmen, können Sie sich das vorstellen?", schilderte er.
Für Betroffenheit sorgte auch der Fall einer vermissten jungen Frau, die das Feiertagswochenende mit Freunden in einem Ferienhaus verbracht hatte. Sie schickte ihrer Familie am frühen Freitagmorgen eine SMS mit den Worten "Wir werden weggespült" und ist seitdem nicht mehr zu erreichen.
In Texas und landesweit gibt es nun Kritik daran, dass es trotz einer Unwetterwarnung des Nationalen Wetterdienstes NWS erst in der Nacht Flutwarnungen und keine Evakuierungsanordnungen gab. Trump sagte am Sonntag, die Sturzflut und ihre Auswirkungen seien eine "Jahrhundertkatastrophe", die niemand erwartet habe. Mit Blick auf den Katastrophenschutz verwies er zudem auf die Regierung seines Vorgängers Joe Biden. "Das war nicht unsere Planung", sagte er.
Seit Trumps Amtsantritt im Januar waren Mittel für den NWS und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden. Da Vertreter der betroffenen Landkreise in Texas klagen, sie seien nicht rechtzeitig vor den Wassermassen gewarnt worden, kam Kritik an den Kürzungen auf. Trump sagte am Sonntag, er werde die entlassen Meteorologen nicht wieder einstellen. Über seine Pläne, die Katastrophenschutzbehörde Fema aufzulösen, "können wir später reden".
Trump, der bereits Bundeshilfen für Texas freigegeben hat, kündigte an, das Katastrophengebiet wahrscheinlich am Freitag zu besuchen.
Während die Behörden am Sonntag an einigen Orten bereits mit den Aufräumarbeiten begannen, warnte der US-Wetterdienst vor neuen Gewittern. Gouverneur Greg Abbott warnte, die starken Regenfälle könnten in Kerrville und Umgebung auch zu weiteren Sturzfluten führen.
Sturzfluten sind in der Katastrophenregion im Zentrum und Süden von Texas keine Seltenheit, sie ist als "Flash Flood Alley" (Sturzflutkorridor) bekannt. Solche plötzlichen Überschwemmungen entstehen, wenn der Boden bereits gesättigt ist und heftige Regenfälle nicht mehr aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen häufiger und heftiger werden.
B.Lenz--BVZ